2020 ist weniger ein Jahr der Pause aufgrund der Kommunalwahlen, sondern könnte vielmehr bedeutende Fortschritte hin zu neuen Entwicklungswegen bringen. Nehmen wir zum Beispiel das Diskussionsforum Mobilität der Region Straßburg.
In zehn Jahren hat sich die Welt stärker verändert als in den fünfzig Jahren zuvor, und es gibt kein zurück. Die Finanzkrise hat uns durchgeschüttelt, auf die eine wirtschaftliche und schließlich eine soziale Krise folgte. Der territoriale Zusammenhalt ist brüchig, unsere Demokratien werden infrage gestellt. Die politische Landschaft wurde neu strukturiert und wir sind uns der klimatischen, energetischen und ökologischen Probleme bewusst geworden. Künstliche Intelligenz und die Biotechnologien tragen zur Wandlung unserer Lebensweisen und Ökonomien bei.
Die Gesellschaft hebt das Individuum und die Emotion hervor: Erfahrungen, Meinungen, Affekte begegnen sich auf gleicher Ebene. In den Diskussionen wird es immer schwieriger, zu einem von allen getragenen Kompromiss zu kommen.
Neue Modelle ausprobieren
Diese Situation fordert dazu auf, die räumliche Gestaltung anders anzugehen, indem man mehr Menschen ins Boot holt, durch eine individuelle und gemeinschaftliche Kohärenz zwischen Emotion, Vernunft und Aktion. Angesichts der großen ökologischen Herausforderungen ertasten wir mühsam, was wir tun und wie wir es anfangen sollen.
Wie ein Kôan der chinesischen Tradition die Intuition einer neuen Logik erfordert, so gibt es auch in unseren Krisen und Widersprüchen Raum für neue Lösungen. So wie es für Kinder eine Notwendigkeit ist, in der Erde nach Regenwürmer zu wühlen, um ihre Fähigkeit zur Abstraktion zu entwickeln, so kann jeder einzelne von uns, vorsichtig und unter Beachtung seiner Gefühle, Versuchsprojekte im Kleinen beginnen, sein Engagement in einem neuen Rahmen testen, an neuen Visionen teilhaben, deren Kohärenz stärken… bis hin zu neuen Entwicklungsmodellen.
Das Diskussionsforum Mobilitäten: Hin zu einem regionalen „Stoffwechsel“
Im Fall des Diskussionsforums Mobilität, ausgehend von der dringenden Frage nach der Gesundheit der Anwohner der A35 in Straßburg, hat eine interkommunale Konzertation auf bislang unbekannter Ebene einen ganzen Reigen an gewünschten Projekten im Bereich Mobilität hervorgebracht. Dies geschah mit Unterstützung des französischen Staats und der großen Gebietskörperschaften: beispielsweise ein Radwegenetz, Transport auf Abruf, die Reaktivierung von Bahnhöfen…
Das Projekt der Eurometropole zum Bau einer Autobahnumfahrung, die Umgestaltung der Autobahn, die zurückgestuft werden soll, Investitionen in die Metropole und die anderen Gebietskörperschaften förderten sowohl große, fast historische Fortschritte und Konsensfindungen sowie wirklich offene Konzertationen zutage, aber auch unvereinbar gegensätzliche Positionen und starke Emotionen.
Das eigentliche Ziel des Diskussionsforums Mobilität ist jedoch nicht die Mobilität, sondern die Vision eines erneuerten « Stoffwechsels » der Region, der von vielen Erfahrungen ausgeht, die großen Herausforderungen der Lebensweisen, der Energieversorgung, des Klimas und der Ökologie berücksichtigt und eine territoriale und ökonomische Kohäsion der grenzüberschreitenden Region gestaltet.
Dieses Arbeitsprogramm stärkt unsere Fähigkeit, Erfahrungen zu machen und an Modelle zu denken, die die Robustheit der Region verbessern.