Es gibt in Frankreich nur eine echte Metropole, und das ist Paris. Jedoch ist die Metropolenbildung im Elsass in vollem Gange und Straßburg ist Eurometropole – ein attraktiver Titel, wie das Streben von Reims oder Nancy nach diesem Prädikat verdeutlicht. Doch steht die Metropole im Gegensatz zu weniger dicht besiedelten Gebieten?
Die Anerkennung der Vorteile der Metropole klingt – wie ich hoffe – nicht nach Provokation oder Ablehnung der Gebietsgleichheit. Doch kann man sich vorstellen, dass sich unsere Wirtschaft ebenfalls gleichmäßig auf alle Gebiete verteilt? Ich meine, die Antwort lautet: Nein, denn die wirtschaftliche Solidarität zwischen den Gebieten sieht in einer Welt, in der vornehmlich Ausrüstungsgüter hergestellt werden, anders aus als in einer Wirtschaft, die vorwiegend immaterielle Güter hervorbringt, da sie die Bereitstellung unterschiedlicher Ressourcen erfordern.
Die Ungleichheit der Gebiete ist eine Frage, die sich auf unterschiedlichen Ebenen stellt. Sie ist derzeit in unserem Verständnis der Großregion präsent, in den Beziehungen zwischen Reims, Metz, Nancy, Mulhouse und Straßburg: Jede hofft auf eine horizontale Vernetzung. Eine Rolle Straßburgs als Hub scheint undenkbar. Das gleiche gilt auf der Ebene der Region Elsass oder der Gemeinden der Eurometropole: Unsere Vorstellungen bleiben der Idee von Gebieten verhaftet, die Seite an Seite funktionieren und die deshalb gleich sein müssten – obwohl die Welt sich geändert, die Gebiete durcheinandergewürfelt und neu zusammengesetzt, ihre Unterschiede belohnt und den wechselseitigen Nutzen vervielfacht hat und somit letztendlich den Maßstab verfälscht hat, an dem man diese Gleichheit ablesen könnte. Anstatt von Kronen, sollten wir vielleicht besser von Netzwerken sprechen, um dieser neuen Wirklichkeit gerecht zu werden.
Gemeindeverbände wie die Eurometropole Straßburg wurden zunächst gegründet, um technische Fragen wie die Müllabfuhr für ihr Gebiet zu lösen; später wurden sie Träger bedeutender städtebaulicher Projekte wie des Zénith oder der Tram. Nun ist die Zeit gekommen, da man davon spricht, sie seinen strategisch: Die Entwicklung vollzieht sich nun in einem Machtspiel der Bündnisse, die weit über einzelne Kommunen oder Gemeindeverbände hinausreichen. Die Rolle der Eurometropole ist es, den mit ihr verbundenen inneren und äußeren Gebieten Möglichkeiten zu bieten, die sie ohne dieses Bündnis nicht hätten: Es ist die Rolle des Motors, der eigentliche Vorteil der Metropole.
Dieser Punkt verdient eine eingehendere Betrachtung: Wie kann die Vernetzung der zentralen Stadt mit den Gemeinden des Umlands positive Auswirkungen für alle haben? Wie muss ein Bündnis zwischen Straßburg, Mulhouse, Karlsruhe, aber auch Colmar und mit Sicherheit Haguenau und Molsheim aussehen, um das elsässische Potenzial auszuschöpfen? Sind wir in der Lage, diese Idee der Konkurrenz zwischen den auf dieser Ebene angesiedelten Gebieten – zumindest teilweise – zu überwinden? Wir müssen die Bedeutung der Rolle einer regionalen Hauptstadt als Zentrum, als Hub, in ein funktionierendes Netzwerk transkribieren. Der Vorteil der Metropole könnte also als ein sehr politisches, ja fast als ein Tabu-Thema erscheinen. Es ist höchste Zeit, dass die Erläuterungen Ludovic Halberts uns helfen, klarer zu sehen und zu erkennen, ob die Metropole von allgemeinem Interesse ist – und unter welchen Bedingungen.
Konferenz von Ludovic Halbert, Forschungsbeauftragte am Laboratoire Techniques, Territoires et Sociétés (LATTS), CNRS – Universität Paris-Est (Ecole des Ponts Paris Tech/UPELMV)