18. ADEUS-Treffen : Lebensstil | Juni 2014

Die digitalfieber kontamination: Konzept, Lebensweise, Steuerungsmechanismen

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Diese erste Konferenz der Reihe „Digitale Technologien: Die Frage der Metamorphose der Territorien“ wird in Zusammenarbeit mit der Behörde für Stadtplanung der Region Mülhausen veranstaltet. Wozu eine Konferenzreihe über digitale Technologien? Das Ziel unserer Begegnungen ist die Entschlüsselung von gebietsübergreifend entstehenden Herausforderungen, zu denen auch die digitalen Technologien zählen. Die Art und Weise wie wir – in den meisten Fällen anhand von Spielen, E-Mail- und Messaging-Diensten, den sozialen Netzwerken, dem Zugang zu Informationen und dem der Zusammenarbeit gewidmeten Austausch – damit in unserem Alltag damit umgehen, lässt uns bedeutende Veränderungen im Leben der meisten Menschen feststellen.

Durch die tagtägliche Entdeckung des Potenzials der digitalen Instrumente und der digitalen Kultur beginnt man, sich als eine Gesellschaft zu begreifen, die vor einem tiefgreifenden Wandel steht. Wir als gewählte Vertreter des Volks möchten unser Gebiet mittels unserer öffentlichen Politik diesem Potenzial mit dem Gedanken öffnen, dass die Initiative der Entwicklungen bei den wirtschaftlichen Akteuren und der Zivilgesellschaft liegt. Wir agieren zunächst ergänzend zu den Verhandlungen mit den Telekommunikationsanbietern bezüglich der Gebietsabdeckung. Wir möchten Branchen unterstützen, die durch digitale Technologien neuen Schwung bekommen haben, zum Beispiel Unterkunft und Haustechnik, Mobilitätszentralen, Fahrzeugbau und virtuelle Realitäten, bildgebende Verfahren in der Medizin. Wir stärken die partizipative Demokratie durch neue Informationskanäle. Die mit dem Gebrauch dieser digitalen Technologien verbundene Kluft – etwa das Risiko des Verlusts der Wettbewerbsfähigkeit für Firmen, die keine IT- und Kommunikationstechnologien benutzen, oder die zunehmenden Schwierigkeiten für Person, die diese neuen Instrumente nicht beherrschen, auf Informationen bezüglich Arbeitsmarkt oder Kultur zuzugreifen – ist uns bewusst.

Noch mangelt es uns jedoch an einer vollständigen Übersicht. Wir begünstigen die ungezählten Facetten der digitalen Kultur, ohne jedoch deren Ursprünge und Folgen in vollem Umfang zu überblicken. Wohin gehen wir? Was geht vor sich? Wer gewinnt, wer verliert? Wie in eine gewiss unumgänglich gewordene, dabei aber undurchsichtig gebliebene Welt eintauchen und unsere Richtung wählen?

Die Behörde möchte dem Wesen des sich vollziehenden gesellschaftlichen Wandels auf den Grund gehen, um die Anpassung der öffentlichen Politik zu erleichtern. Hat eine neue Etappe begonnen, vergleichbar mit dem Übergang von der nomadischen Unterkunft zur Stadt als Quelle der Individuation und des Demokratiegedanken? Ist der Übergang zu digitalen Instrumenten in dieser Größenordnung anzusiedeln, bewirkt er durch die digitale Vernetzung das Entstehen einer Umstrukturierung der Funktionsweise des Individuums und schließlich der Gesellschaft als Ganzes, die nun – auf Gedeih und Verderb – mittels dieses Netzes lebendiger ist? Wir brauchen einen Philosophen und Denker wie Bernard Stiegler, der in der Lage ist, sich der Psychoanalyse, den Kognitionswissenschaften, der Ökonomie, der Geschichte und des Zeitgeschehens zu bedienen um uns bei der Entschlüsselung der Herausforderungen der digitalen Technologien für unsere Gesellschaft zu unterstützen. Es geht um nichts weniger als den Aufbau einer erfassbaren Narration der sich vollziehenden Metamorphosen oder, anders ausgedrückt, der Art, die Wirtschaft, die Demokratie, die Governance der Gebiete zu denken, gleichermaßen aber auch der Entstehung neuer Kontrollinstrumente auf Ebene der globalisierten Netze, die zugleich vulnerabler und robuster sind als je zuvor.

Konferenz von Bernard Stiegler, Philosoph, Leiter des Instituts für Forschung und innovation, Vorsitzender des Vereins Ars Industrialis

18. ADEUS-Treffen

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